Vorgeschichte

Besiedlungsgeschichte  (PDF)
  

Die Reste menschlichen Daseins am Mittelrhein lassen sich unter anderem  durch den Fund eines Faustkeiles in der Kärlicher Tongrube bis fast eine Million Jahre zurückverfolgen. Zuerst war es der Homo erectus, danach der Neandertaler und seit ca. 36 000 Jahren der Jetztmensch, auch Homo sapiens sapiens genannt, der sich zeitweise im mittelrheinischen Becken aufhielt. Eine dauerhafte Besiedlung ist erst nach der letzten Eiszeit und dem Laacher Vulkanausbruch festzustellen, als es wärmer wurde und die Menschheit sich von der Steinzeit zum Metallzeitalter entwickelte.

Vom Neuwieder Becken zur Karthause und weiter über den großen Bergrücken, dem heutigen Hunsrück, führte schon seit alter Zeit ein vorgeschichtlicher Weg zum Mainzer Becken (die so genannte „Klingelstraße„). Zunächst ein Wanderweg der frühen Menschen, wurde er später ein wichtiger Wirtschaftsweg für Kelten und Römer. An dieser alten Hunsrückhöhenstraße siedelten oberhalb der Karthause um den Kühkopf schon zur Urnenfelder - Zeit Menschen. Ihre Existenz sicherte  bis in die keltische Zeit eine alte Bergfeste auf dem Dommelsberg. Weit verstreut mögen die ländlichen Anwesen auf den fruchtbaren Höhen bis vor Pfaffenheck gelegen haben. Den religiösen Mittelpunkt bildeten die Vorgängeranlagen des bekannten kelto- römischen Merkurtempels im heutigen Stadtwald. Die Metall-Gewinnung hier im Kondertal und auf der anderen Rheinseite um Braubach brachte den keltischen Treverern Arbeit und Wohlstand. In römischer Zeit ließen sich zunehmend auch Kaufleute bzw. Militärangehörige auf den sicheren Höhen in dem so oft vermuteten „vicus Ambitarvi(us)„ nieder und errichteten mehrere der römischen Landhäuser.

Die heutige Stadt Koblenz (röm.: „ad Confluentes„ = „am Zusammenfluss„) ist allem Anschein nach eine römische Gründung. Was nicht ausschließt, dass Einzelne oder auch Gruppen häuslicher Anwesen schon  vorher hier standen. Um die Moselfurt, aber auch auf der Fläche zum Rhein hin haben sich Menschen nachweislich immer wieder niedergelassen. Schiffsleute, Fischer aber auch Handwerker und Händler könnten an den Wegen zu den Flussübergängen ihr Auskommen gehabt haben.

Caesar erwähnt die germanischen Ubier, die zum Teil hier am Rhein vom Fluss lebten. Inwieweit sie auf beiden Rheinseiten agierten, kann nur vage vermutet werden. Die Ubier an den Flüssen, waren als gute Schiffsleute bekannt und lebten zusammen mit keltischen Treverern an der unteren Lahn. Die Treverer ihrerseits bauten bei Braubach Eisenerze ab und verarbeiteten sie an Ort und Stelle in Hausindustrie.

Wandernde Germanen aus Osten haben die Wirtschaftsstrukturen an der unteren Lahn kurz bevor die Römer zum Mittelrhein kamen zerschlagen. Danach blieben die keltischen Treverer auf den Höhen des linken Rheinufers. Die verbleibenden Ubier kamen jedoch in arge Bedrängnis. Später  siedelten sie, von den Römern animiert, in den Kölner Raum um.

ad Confluentes

Für die Kelten war der Platz an den zusammenfließenden beiden großen Flüssen ein heiliger Ort. Ähnlich dem keltischen Heiligtum zu Ehren „Condatis“ am Zusammenfluss von Rhone und Saone war auch hier der inselartige Platz mit dem dahinter liegenden damals noch unwegsamen Gelände ein magischer Anziehungspunkt. Heute noch gelten bei Iren und Schotten diese Plätze als besondere Orte.

Die Flüsse, von den Quellen aus dem Erdinneren, galten von Göttern beseelt und das Wasser als Lebenselixier der Fruchtbarkeit, gepaart mit der Wildheit bei Strömungen, Sturm und Hochwasser, wurden im Verhalten der Kühe und Stiere versinnbildlicht. (Der gekräuselte Bart im Antlitz des Flussgottes spiegelt das Spiel der vielen Wellen im Wasser wieder.)

Hinter dem heutigen Chor der Kastorkirche fand man u. a. auch Reste (Pfostenlöcher) keltischer Holzbauten. Es liegt nahe, dass es sich an diesem Ort vielleicht um Kultbauten gehandelt haben könnte. Hier wurden an einer Stelle Webgewichte gefunden. Von den keltischen Frauen weiß man, dass sie diese oft opferten, während die Männer meist unbrauchbar gemachte Waffen in das Wasser der Flüsse warfen um die Flussgötter milde zu stimmen. Rituelle Waschungen, aber auch Reinwaschungen der Neugeborenen ähnlich der heutigen Taufe wurden an diesen Orten, im Glauben der besonderen Wirkung, durchgeführt. In friedlichen Zeiten waren es des öftern belebte Plätze zu denen die Menschen von nah und fern pilgerten.

Literaturhinweis : Helmut Birkhan : " Kelten " , 1997
                          Die Darstellung der keltischen Kultur