Einleitung

Anzeige zur Herausgabe meines Buches
 Fort Konstantin und Kartause Koblenz, erschienen 2015
 Erhältlich in der Koblenzer Buchhandlung Reuffel,   (12,95 Euro)

www.reuffel.de   (Fort Konstantin)
ISBN 978-3-95638-406-6

DIN A 5, 122 Seiten, reich bebildert


Umschlag, Vorderseite


Buchspiegel der Rückseite


Bisherige Veröffentlichungen und Pressenotizen


Die Besucher vom Fort Konstantin sind immer wieder begeistert von der Aussicht die sie hier über die Stadt an Rhein und Mosel und deren herrliche Umgebung haben. Die Fläche dieser Anhöhe ist eine besonders ausgeprägte mittlere Flussterrasse auf halber Höhe zur oberen Fläche der Karthause, der ursprünglichen Hauptterrasse eines ehemals weit verzweigten Flusssystems. Während mehrerer Hebungsphasen unserer Mittelrheinischen Erdscholle musste sich das Flussbett von Rhein, Mosel, Lahn und deren Zuläufe seit ca. einer Million Jahren stufenweise ins Land einfräßen. Nur das Neuwieder Becken blieb durch die Vulkan Tätigkeit bei den Hebungen zurück und so war die Anhöhe schon für die Menschen der Vor- und Frühzeit beeindruckend, wenn sie sich hier zeitweise aufhielten. Doch erst die späteren sesshaften Stammesgruppen haben in den Naturgegebenheiten jeweils ihre Gottheiten erkannt und verehrt.

Kelten und Römer verehrten ihre Götter meist auf erhöhtem Platz in Nähe ihrer Siedlungen. Nur die Flussgötter verehrten sie am Ufer, auf Inseln und besonders, wie in Koblenz, an den zusammenfließenden Flüssen. Beide Örtlichkeiten sind hier gegeben und wenn sich eine Stadt wie Koblenz von der Römerzeit bis in die Neuzeit weiter entwickelte, kann man annehmen, dass solche Kultplätze in christlicher Zeit Standorte der Kirche wurden.

Durch die Waffenentwicklung hin zu den Kanonen im ausgehenden Mittelalter wurde der Kirchenstandort auf dem ehemaligen Beatusberg, dem heutigen Fort Konstantin, in Kriegszeiten für Koblenz zur großen Gefahr. Hat doch der Feind mehrmals von hier oben über die Stadtmauer die Häuser der Innenstadt beschossen. Als dann später die Preußen Koblenz großräumig befestigten, mussten Kirche und Kloster endgültig den Militärbauten weichen. Die Entwick-lung hin zu den gezogenen Kanonenrohren war abzusehen, und schon einige Jahrzehnte nach ihrer Erbauung (ca. 1860) galten die Festungsbauten als militärisch überholt.

Ein Sammelsurium der Geschehnisse über die Zeiten hin verän­derte das Äußere der Anhöhe mehrmals. Es ist verständlich, dass bei jeder Umgestaltung des Bergplateaus die vorangegangene Nutzung unterging und die Archäologen heute kaum noch Resultate einer beweisschlüssigen Entwicklung erbringen können. Aber auch die Geschichtsschreibung im frühen Mittelalter war ungenügend, und auf regionale Aufzeichnungen wurde kaum Wert gelegt. Die Schreiber bezogen sich in erster Linie auf das Leben der Könige, der Bischöfe und Heiligen. Diese Aufzeichnungen mussten im Laufe der Zeit erneut abgeschrieben werden, wollte man dem Zerfall der Pergamente zuvorkommen.

Das Überliefern und Weitergeben der Geschehnisse wird auch damals nicht ganz wertfrei gewesen sein. Zudem gab es zu allen Zeiten Fälschungen und Ver-änderungen, und letztendlich hat sich auch das Verständnis der zeitgemäßen Darstellung des Geschehenen durch die Zeiten verändert und wird heute oft missverstanden. Solche Gesichtspunkte führen in der Geschichtsforschungzu Spekulationen und verschiedensten Auslegungen. Festlegungen werden deshalb mehr oder weniger im Bereich einer vermuteten Wirklichkeit bleiben. 

Die Archäologie beginnt immer mit Fragen – manchmal wohl aber auch mit Intuitionen oder gar mit fertigen Antworten. Wer bereits weiß, in welche Richtung er das Aufgefundene interpretieren möchte, der wird in den Steinen„finden“, was er sucht.

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Dieter Vieweger
Direktor des DEI in Jerusalem und Amman
Professor in Wuppertal und Witten-Herdecke

 In „DAMALS“ 12/2012, S. 30