Spätrömische Zeit

Mit dem Germaneneinfall der Jahre 256/257 und dem Fall des obergermanischen Limes begannen unruhige Zeiten an der Rheingrenze. Wenn auch vorläufig der Einbruch militärisch abgeriegelt werden konnte so zeichnete sich das Ende des goldenen Zeitalters der Romania am Rhein schon ab.

 Zwangsläufig entwickelte sich mit der Zeit die Provinzialisierung und Regionalisierung der politischen Ordnung. Den Prozess beschleunigte Kaiser Diokletian (284-305) noch mit dem Beschluss zur Aufteilung der  Kaisergewalt auf zwei Augusti und zwei Caesaren mit deren regionalen Zuständigkeiten (Tetrarchie). Danach wurde Trier die Hauptstadt der Gallia Belgica mit Sitz eines Caesars und später sogar mit dem eines Augustus. Zuerst war es Contantius Chlorus und ihm folgte sein Sohn Constantin auf den Kaiserthron in Trier.  Mit der Veränderung an der Staatsspitze fand auch eine Verwaltungsneugliederung statt.

 Die Provinzen wurden damals zum Teil umbenannt und neu eingeteilt. Im Nordwesten wurde die gallische Praefectur in drei Diözesen geteilt, an deren Spitze Vikare standen. Unser Interesse gilt der „dioecesis galliorum“, die ihrerseits in acht Provinzen unterteilt wurde. Das Koblenzer  Gebiet lag in der Provinz Germania prima (Obergermanien) und unterhalb von Andernach grenzte wie ehedem die Germania secunda (Untergermanien) während die Belgica prima im Südwesten angrenzte. Die Germania prima war indes ihrer größeren Südhälfte beraubt, während die Germania secunda um das Gebiet der Tungerer an der Maas erweitert und die Belgica geteilt wurde, wobei die südöstliche Belgica prima mit der Hauptstadt Trier in unser Gebiet hineinreichte.

 In den beiden germanischen Provinzen wurden die zivilen und militärischen Aufgaben der bisherigen Provinzstatthalter getrennt. Dem „praeses“ blieb die Zivilverwaltung und dem „dux“ wurde das militärische Kommando anvertraut. Die „civitates in den Provinzen existierten als Untergliederung weiterhin und so waren es am Anfang des vierten Jahrhunderts in der Germania secunda: „Köln, Xanten, Tongern, Nimwegen“. Von diesen Städten aus wurden die „civitates“ verwaltet, waren diesen auch zugeordnet und hatten gleiche Rechte. Mit der Neuordnung in Politik und Verwaltung festigte sich zunächst die labile Lage am Rhein.

Zur Abschreckung unternahm Kaiser Konstantin (306-337) einen Feldzug gegen die Brukterer und legte gegenüber der Stadt Köln das Kastell Deutz als Brückenkopf einer um 310 erbauten Rheinbrücke an. Auch andere Grenzpunkte und Straßensicherungen wurden von ihm errichtet: „Bürgel (bei Monheim), Koblenz, Boppard, Junkerath, Neumagen und Bitburg“ sind bekannt, Es sollte für wenige Jahrzehnte Ruhe vor größeren Germaneneinfällen gewährleisten. Allerdings ob auch die Streifzüge kleinerer Gruppen von der anderen Rheinseite unterbunden wurden bleibt fraglich. Die nachgewiesenen Befestigungen von Gutshöfen und Anlagen von Höhen- und Fluchtfestungen, wie der Katzenberg bei Mayen, deuten eher auf ein Gefühl der Unsicherheit. Auch eine Vielzahl offener „vici“ die damals umwehrt wurden bestätigen diese Annahme.

Ein ständiges Einsickern von Germanen versuchten die Römer schon zu Diokletians Zeiten durch die Ansiedlung ganzer Stammesgruppen links des Rheins als Laeten oder Foederaten zu verhindern. Auf diese Weise sollten die Germanen nachkommende Germanen abwehren. Allerdings begann damit eine legale Germanisierung des linken Ufers. Die Erfolge waren begrenzt und konnten den germanischen Druck nicht aufhalten. Im Jahre 355/356 durchbrachen erneut die Franken den Rheinlimes und überfielen die Provinzhauptstadt Köln. Kaiser Julian konnte noch einen erfolgreichen Gegenangriff starten und die Limesfestungen „Qualberg, Xanten, Neuss, Bonn, Andernach und Bingen“ instand setzen und mit Truppen belegen. Jedoch die Verwaltungsorganisation im Norden löste sich auf und die „civitates“ Xanten und Nimwegen verschwanden. Eine fränkische Teilvölkerschaft, die Salier, musste Julian seit dem als Foederaten an der heutigen niederländisch-belgischen Grenze akzeptieren. Die Eroberung der linksrheinischen Gebiete erfolgte allmählich ohne kriegerische Ereignisse auf dem Wege einer fortschreitenden Germanisierung der römischen Armee bis in hohe Kommandostellen.

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